Die Überschreitung hatte ich in jungen Jahren mit meiner Schwester und meiner Cousine schon einmal gemacht, damals ohne Sicherung und ich konnte mich vage an eine Schlüsselstelle erinnern, die für mich damals sehr beängstigend war. Drum war mir bei dem Gedanken an eine nochmalige Überschreitung schon ein wenig mumlig zumute. Aber: sie g’hert oafoch g’mocht und meine Bergpartnerin kannte sie noch nicht – also gab’s eh kein Entkommen. Ein paar Jahre haben wir uns um diesen Berg herumgewunden, schaffen wir das noch, oder doch nicht? Haben wir die Konditon, den Mut, die Kraft? Für richtige Alpinistinnen ist das ein Klacks und wenn man am Weg ist, hüpfen ein paar Jungspunde auch immer wieder vorbei. Trotzdem, ich finde, sie ist schon herausfordernd, auch für eher Schwindelfreie, denn es geht am Grat entlang und teilweise 1 km rechts und links hinunter.

Technische Anforderung: *****
Kondition: *****
Höhenmeter: Tag 1: ca. 1300 Hm
Dauer/Strecke: Tag 1: Aufstieg Watzmannhaus ca. 3 ½ – 4  h; Tag 2, Überschreitung und Abstieg: 10 – 12 h.
Wetter: Schönes Bergwetter

Tag 1, Aufstieg zum Watzmannhaus (1930 m): Nachdem wir so lange über den Berg gesprochen hatten, war der Entschluss für die Tour dann doch extrem spontan. Der Gedanke kam Ende September zwar schon in der Früh aber die Wetterlage war noch nicht sicher. Erst am Nachmittag fassen wir den Entschluss und starten den Aufstieg ziemlich spät bei der Wimbachbrücke. Wir stiegen über die Stubenalm/Mitterkaseralm auf und erreichen das Watzmannhaus gerade rechtzeitig bei Einbruck der Dunkelheit. Die Gaststube ist zwar voll, trotzdem finden wir Platz und auch die Zimmer sind kein Vergleich zu früher. Wir haben es perfekt erwischt, im selben Jahr (2019) ist das Haus renoviert worden und somit perfekt. In Erinnerung hatte ich ein vollkommen überfülltes Matratzenlager mit gefühlten 20 cm Schlafplatz für jede/n und ewig raschelnde Leuten. Echt ewig!  Nun sind es Stockbetten mit super sauberer Bettwäsche. Wow!

Tag 2: Geraschelt hat dieses Mal zwar niemand, aber der Wecker unserer Zimmergenossen läutet 2 Stunden früher als uns lieb ist. Da an ein Weiterschlafen nun ohnehin nicht mehr zu denken ist, stehen wir auch auf und starten mit der Stirnlampe. Unglaublich, es kommen schon die ersten Leute vom Tal herauf. Den 1. Gipfel, das Hocheck auf 2713 m Höhe erreichen wir nach ca. 2 1/2 Std. Gehzeit bei Sonnenaufgang. Wir frühstücken nun einmal ausgiebig. Bis hierher ist der Weg unschwierig, etwas versetzt hinter dem kleinen Gipfelkreuz befindet sich eine Art Schutzverschlag, auch hier haben offensichtlich Leute übernachtet, sie schauen uns ganz verschlafen an als wir vorbeikommen, es ist erst 7 Uhr in der Früh.  

Die Überschreitung beginnt: Wir ziehen unser Klettersteig-Set an und schauen über den Grat. Ich versuche es mir nicht anmerken zu lassen wie groß mein Respekt ist. Gerade in solchen Momenten überträgt sich ein unsicheres Gefühl von einem zum anderen ganz schnell. Also, ganz cool! „Nur ned viari fiachtn“ vielen Dank Maria, für deinen Spruch, er begleitet mich seit deinem Workshop und erweist mir wertvolle Dienste.

Nun denn, nur ned viari fiachtn, auf geht’s! Scheiße

 Anfahrt/Navi: 5761 Maria Alm. Ins Dorfzentrum fahren und Ausschau halten nach einer Linksabzweigung über eine Brücke zum Parkplatz Sandtn (3,6 km) bzw. ausgeschildert mit „Parkplatz Riemannhaus“ (1.152m)

Es geht dann eigentlich doch ganz gut dahin. Mah, bin ich froh dieses Mal ein Klettersteig-Set dabei zu haben. Meines ist sicher schon 20 Jahre alt, ob es mich wohl halten würde, denk ich mir kurz. Ich konzentriere mich immer nur auf den nächsten Schritt, blende die Umgebung aus und versuch nicht zum Ziel zu schauen. Das Ziel ist einfach zu beängstigend. Was für eine Metapher. Seit dieser Bergtour begleitet mich in brenzligen Lebenslagen, wenn das Ziel zu schwierig erscheint, die Konzentration auf den nächsten Schritt. Es hat sich nämlich bewährt, ich lebe noch :).

Die Mittelspitze ist bald erreicht, bzw. gefühlt „bald“ nach 1 1/2 Std. erreicht. Ab hier soll es schwieriger werden. Noch schwieriger? Aber umdrehen ist jetzt auch keine Alternative mehr. Zu meiner Beruhigung wird es nicht noch schwieriger. Aber die hohe Konzentration über Stunden hinweg ist für mich mega anstrengend. Als wir die Südspitze erreichen sind wir inkl. Pausen schon 5 1/2 Stunden unterwegs. Geschafft! Die Anspannung fällt, der Abstieg bis zur Wimbachgrieshütte ist zwar mit 1400 Hm lange und konditonsraubend aber technisch nicht mehr so anspruchsvoll.

Die Mittelspitze ist bald erreicht, bzw. gefühlt „bald“ nach 1 1/2 Std. erreicht. Ab hier soll es schwieriger werden. Noch schwieriger? Aber umdrehen ist jetzt auch keine Alternative mehr. Zu meiner Beruhigung wird es nicht noch schwieriger. Aber die hohe Konzentration über Stunden hinweg ist für mich mega anstrengend. Als wir die Südspitze erreichen sind wir inkl. Pausen schon 5 1/2 Stunden unterwegs. Geschafft! Die Anspannung fällt, der Abstieg bis zur Wimbachgrieshütte ist zwar mit 1400 Hm lange, steil und konditonsraubend aber technisch nicht mehr so anspruchsvoll.

 Anfahrt/Navi:

83471 Berchtesgaden, Parkplatz Wimbachbrücke


Weitere Wege mit Gehzeiten von 1 – 2 Stunden und großteils moderaten Höhenmetern sind in den abgebildeten Büchern beschrieben.

Nähere Infos und die Möglichkeit zum Hineinblättern unter:
www.wandaverlag.com